Dienstag, 25. Juni 2024

[Kurz-Rezension] Alexandra Götze - Rückblickend schaue ich entspannt nach vorn!: Was Sie in der Mitte des Lebens von sich selbst lernen können - eine Zwischenbilanz

Beschreibung:
Alexandra Götze zieht in ihrem Buch eine ehrliche und humorvolle Zwischenbilanz. Anlass ist ihr 50. Geburtstag, der für die Autorin eine Zäsur der besten Art und Weise markiert – eine Gelegenheit zur tiefen Selbstreflexion und Neuausrichtung. Sie stellt sich die Frage: Wie kann sie ihre bisherigen Erfahrungen nutzen, um den kommenden Lebensabschnitt bewusster und gelassener zu gestalten? In einem Blick zurück reflektiert sich die Autorin in 7 verschiedenen Lebensrollen.

In dem Buch geht es um nichts weniger als sich selbst und die eigene Ausrichtung auf den Prüfstand zu stellen. Die Autorin plädiert dafür, dass Frauen aktiv ihren Lebensentwurf gestalten, anstatt sich in festgefahrenen Rollen zu verlieren. Eine Lektüre, die ermutigt, die kommenden Jahre mit Zuversicht und Gelassenheit zu begrüßen.

Die sieben Rollen:
Tochter: Mit einem Augenzwinkern werden vererbte Wertevorstellungen, familiäre Angewohnheiten oder der unausgesprochene Dresscode auf den Prüfstand gestellt. Selbst eine erwachsene Frau wird zur „Kleinen“, wenn sie sich in eingeschliffenen Familiendynamiken bewegt. Die Frage am Ende: Inwiefern kann ich als erwachsene Frau überhaupt noch Tochter sein und die damit verbundenen Sorglosigkeit und Entspanntheit genießen?

Schwester: Das Gefühl von Entfremdung und Verbundenheit – eine Emotionen-Paradoxie – erlebt die Autorin am stärksten in der Beziehung zur älteren Schwester. Ein gemeinsamer Shopping-Trip reflektiert Erwartungen an eine Geschwisterbeziehung und mündet in den Antworten auf die Fragen: Hätte ich mich selbst gerne zur Schwester? Und warum müssen sich Geschwister sich überhaupt verstehen?

Freundin: Zwei Tage Wellnesshotel in den Weinbergen – eine feste Routine – mit den zwei besten Freundinnen. Wie heilsam ein Einzelzimmer für eine Freundschaft sein kann und warum die drei sich in der Mutterrolle kein ungefragtes Feedback mehr geben, sind zwei Erkenntnisse in diesem Kapitel. Die wichtigste Frage: „Müssen Freundinnen wirklich alles teilen oder ist es vielleicht besser, einfach mal die Klappe zu halten?

Ehefrau: Die Einladung von Freunden, die ihr Eheversprechen erneuern, lässt die Autorin ihre eigene 20-jährige Ehe auf den Prüfstand stellen. Was bleibt übrig, wenn die Kinder aus dem Haus sind und das gemeinsame Projekt Familie abgewickelt ist? Sie plädiert genau für das, was für viele Eheleute so schrecklich erscheint: als Paar einfach mal nebeneinanderher zu leben. Es ist okay, sich nichts zu sagen zu haben und sich zu fragen: Wer bin ich jenseits meiner Rolle als Partnerin?

Mutter: In einemBrief an sich selbst adressiert die Autorin rückblickend die zukünftigen Herausforderungen des Mutterseins. Sie bezeichnet die Mutterrolle als größten Katalysator für die eigene Entwicklung und analysiert schonungslos, wie sehr sie sich permanent an eigenen Erwartungen und gesellschaftlichen Anforderungen gerieben hat. Das Erwachsenwerden ihrer Kinder ist auch das Erwachsenwerden der Mutter Alexandra.

Berufstätige: Beim Treffen mit den Ex-Kolleginnen, eine Art Selbsthilfegruppe zu beruflichen Themen, diskutieren vier Frauen über ihren beruflichen Status quo. Muss der Job wirklich fürs Leben sein? Wie reagiert das Umfeld auf den Wunsch, sich auszuprobieren, statt auf ein festes Gehalt zu setzen? Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass berufliche Veränderungen ein einsamer Prozess sein können, der aber schlussendlich auf den eignen Selbstwert und die Selbstwirksamkeit einzahlt.

Selbst: Die Autorin bezeichnet ihre Selbstreflexion als das Öffnen der Büchse der Pandora. Was sie in ihren persönlichen Tiefen findet: unangenehme Wahrheiten, überwunden geglaubte Ängste und Unsicherheiten. Gleichzeitig gewinnt sie Klarheit: Wer will ich wirklich sein? Wie will ich mein Leben gestalten? Ohne dabei zu hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen, entwickelt sie eine Vision mit Überschrift „AUF GEHT’S” jenseits der 50.

Details:
Herausgeber: ‎BoD – Books on Demand; 1. Edition (10. April 2024)
Sprache: ‎Deutsch
Taschenbuch: ‎190 Seiten
ISBN-10: ‎3758311551
ISBN-13: ‎978-3758311550
Abmessungen: 12.7 x 1.12 x 20.32 cm
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Fazit:
Das Cover ist recht unscheinbar, es ist schon irgendwie ein klassisches Ratgebercover, aber es fällt jetzt nicht so wirklich auf. Sehr schade, weil das Buch viel zu bieten hat und daher etwas unauffällig ist. Aber die Farbkombination ist recht gut gewählt. 

Zum 50. Geburtstag denkt Alexandra Götze über ihr Leben und ihre Rollen im Leben nach und schaut auf sehr humorvolle Art und Weise auf ihr bisheriges Leben zurück. Sie schaut in ihre 7 Lebensrollen (wenn man die Rolle als sie selbst mitzählt) und auch die Veränderungen, die über die Zeit passiert sind und auch, wie sich die Menschen um sie und auch sie selber sich verändert hat. 

Eigentlich ist das Buch ein Ratgeber für die Frau ab 50, aber es kann auch durchaus schon Mitte 30 hilfreich sein, gerade als kleines Resümee für das eigene Leben, die Rolle im eigenen Leben und die Rollenbilder, die wir uns selber und auch die Gesellschaft gibt. Daher kann man das Buch definitiv auch schon weit vor 50 lesen, gerade wenn man sich vielleicht selber mit manchen Rollen etwas überfordert fühlt oder auch mal eine Anregung braucht um über sich selber nachzudenken. 

Ein Ratgeber, der anders ist, Alexandra Götze hat einen tollen Stil, sich auch mit jeder der Rollen anders auseinander zu setzen und gleichzeitig den Lesern das Gefühl zu geben, dass man sich eben nicht immer zu ernst in allen Rollen sehen muss, was dann aber wieder zum Selbstreflektieren anregt, weil jede Frau hat in ihrem Leben ihr Rollen und nicht jede Rolle ist einfach. 

Dafür gibt es 4 Rosen:
Danke an Mainwunder für die Blogtour und das Rezensionsexemplar. 

Montag, 3. Juni 2024

[Nachruf] Franz Kafka - sein 100. Todestag

„Das Glück begreifen, dass der Boden, auf dem Du stehst, nicht größer sein kann, 
als die zwei Füße ihn bedecken.“ 
(Franz Kafka: Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg, 1917-19)

Wir schreiben den 03. Juni 2024 und heute vor genau 100 Jahre ist einer der wahrscheinlich bekanntesten Schriftsteller unsere Zeit verstorben - Franz Kafka.
Kafkas Werke (darunter auch darunter die drei Romanfragmente Der Process, Das Schloss und Der Verschollene) zählen zum Weltliteraturkanon und bilden einen kleinen Ausreiser in den Reihen der Vertreter der Prager deutschen Literatur und der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. 

Sicher werden viele von uns ihn vor allem aus der Schullektüre kennen, ich selber habe in meiner Schulzeit "Die Verwandlung" lesen müssen, was ich damals gar nicht so besonders spannend fand. Erst im Studium ist mir Frank Kafka wieder begegnet und Kafka ist besonders, weil Kafka ist nicht nur zeitlos, Kafka ist auch in seinem Schreiben einzigartig.

Franz Kafka im Alter von etwa 23 Jahren
Foto: Atelier Jacobi, Sigismund Jacobi, um 1906 (1)

Wenn man etwas über Franz Kafka liest oder sein Werk vor sich hat fällt nicht selten der Gedanken des literarischen Genies zusammen mit dem Gedanken, dass es schon eine recht skurrile Anmutung hat, was uns Franz Kafka in seinen Werken beschreibt oder zeigt. Aber gerade diese besondere Art Literatur zu schaffen, die kafkaesk ist. 

Das Adjektiv kafkaesk, benannt nach dem Schriftsteller Franz Kafka, ist ein bildungssprachlicher Ausdruck, der so viel wie „in der Art der Schilderungen Kafkas, auf rätselhafte Weise unheimlich, bedrohlich“ (2) bedeutet.

Viele von Kafkas Werken sollten eigentlich nach seinem Tod vernichtet werden und nur dem Nachlassverwalter und engen Freund Kafkas, Max Brod haben wir die ganze Vielfalt der Werke von Franz Kafka zu verdanken, weil er sich gegen den Willen seines Freundes durchsetzt und damit diese besonderen literarischen Werke nicht verloren gegangen sind. 

Ich glaube, jeder nimmt Kafka anders wahr und ich glaube, dass es nicht für jeden ein Autor ist, den man lesen möchte, sollte man aber. Weil es einfach interessant ist, wie er die Welt wirklich in einem anderen Winkel betrachtet. 

Geniesst Kafka einfach und denkt etwas um die Ecke, dann sind seine Werke wirklich ein Genuss. 

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Quellen: 
2) Duden - Deutsches Universalwörterbuch. 6., überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007