»Kuje«, sagte ich - es war schon Nacht, ein schöner Sommerabend mit ungewöhnlich vielen Sternen am Himmel - »Kuje, mal ganz ehrlich: Wie weit denkst du?«
»Ich denke von hier bis zu den Sternen«, sagte mein Vater. »Ich glaube an das, was ich sehe. Für mich ist Wirklichkeit das, wo man mit den Finger drauf zeigen kann.«
»Siehste, Kuje, das ist der Unterschied. Für mich ist bei den Sternen nicht Schluss. Für mich geht´s dahinter noch weiter.«
»Ich bin ganz anders«, antwortet er. »Bei den Sternen hört´s für mich auf.«
War das also geklärt.
Video zum Buch:
Details: Taschenbuch: 320 Seiten Verlag: Heyne Verlag (11. Februar 2013) Sprache: Deutsch ISBN-10: 345364056X ISBN-13: 978-3453640566
Größe und/oder Gewicht:
20,8 x 14,4 x 3,4 cm
Hagen Stoll - ein Name, viele Gesichter und Lebensstationen bis hin zur Geburtsstunde der Band "Haudegen", mit der er im Moment große Erfolge feiert.
Ob als Türsteher, Rapper, Joe Rilla, Texter, Komponist, Vater, Sprüher, Ganove oder Putzfrau - Hagen Stoll beschreibt in seinem Buch viele Höhen und Tiefen in seinem Leben - ungeschön, authentisch und offen. Gedanken und Träume finden darin genau Platz wie auch die raue Wirklichkeit, in der sich der Mensch Hagen Stoll entwickelt.
Beim Lesen hatte ich auch die ganze Zeit über das Gefühl, dass beim Schreiben auch eine intensive Auseinandersetzung mit seiner eigenen Person bei Hagen Stoll vorgegangen ist, was das Buch widerum noch interessanter macht.
Spannend und lesenswert ist das Buch allemal, wenn man nicht auf vorgefertigte Happy Ends wie in Hollywood steht. Hagen Stolls Buch steht für ein Stück Zeitgeschichte, für einen Lebensweg in einer Zeit von Umbrüchen und Veränderungen. Diese Veränderungen nimmt Hagen Stoll auch auf und passt sich den Gegebenheiten soweit an, dass er sich über Wasser halten kann.
Hagen Stoll lässt den Leser sehr tief in sein Leben und den Puls der Zeit eintauchen - verliert ihn aber im gesamten Buch nie aus dem Augen, sondern nimmt ihn mit auf eine Reise in die Vergangenheit, die aber nicht nur seine Vergangenheit ist, sondern auch die Vergangenheit von Berlin und in einer gewissen Zeit auch ein Zeitbild von Deutschland.
Besonders zu bemerken ist, dass man beim Lesen nie das Gefühl hat, das - egal, wie tief der Fall von Hagen war - eine Hoffnungslosigkeit in das Buch kommt. Immer wieder geht es weiter und das spiegelt eine Hoffnung und eine Ode an das Leben wider, die jeder für sich - egal, ob Haudegen-Fan oder nicht - aus dem Buch mitnehmen kann.
Der Schreibstil von Hagen Stoll ist genauso wie er selbst - sehr authentisch und manchmal auch etwas derb, aber nie bartsch oder unfreundlich. Es liegt eine Ruhe in dem Schreiben, was das Lesen des Buches wirklich sehr angenehm macht. Zudem hat man das Gefühl, als würde Hagen das Buch nicht für jeder schreiben, sondern ganz bewusst für den einzelnen Leser - als würde er ihm sein Leben erzählen.
Fazit:
Eine tolle Lektüre - authentisch, echt und zugleich eine Hommage an das Leben und daran, das alles möglich ist, wenn man nur fest daran glaubt.
Dresden am 26. Februar 2013. Das Wetter ist am Abend etwas regnerisch,
aber nicht sonderlich kalt.
Im Dresdner Staatsschauspiel wird an diesem Abend eine besondere Lesung - im Rahmen
der Reihe "Prominente Schauspieler lesen Jahrhunderttexte" anlässig der 100. Spielzeit des Staatsschauspiels - gegeben:
(Fotoquelle: Privat)
Die Lesung ist witzig und wird sehr charmant von Anna und Katharina Thalbach vorgetragen.
Neben der eigentlichen Lesung erzählen beide einiges zu den Texten und deren Entstehung. Man merkt beiden an, dass es ihnen viel Spaß macht, die Texte von Thomas Brasch vorzutragen.
Gelesen wird - neben Gedichten - auch Theatertexte, Geschichten und auch ein kleines Filmexposé.
Mein absolutes Lieblingsstück von Thomas Brasch wird auch vorgetragen -
beide teilen sich diesen Text:
Warum Spielen?
Um diese Frage überflüssig zu machen | um eine Gegenwelt herzustellen |
um die Träume von Angst und Hoffnung vorzuführen einer Gesellschaft, die
traumlos an ihrem Untergang arbeitet | um die Toten nicht in Ruhe zu
lassen | um die Lebendigen nicht in Ruhe zu lassen | um Wurzeln zu
schlagen | um Wurzeln auszureißen | um Geld zu verdienen | um ein
Lebenszeichen zu geben | um einen Tod anzuzeigen | um eine Erfindung zu
machen | um nicht arbeiten gehen zu müssen | um Arbeit zu haben | um den
tiefen Schlaf einer erschöpften Gesellschaft mit Fratzen zu erschrecken
| um nicht einzuschlafen | um nicht aufzuwachen | um das Vergessen zu
töten | um nicht allein zu sein | um eine Zeremonie aufzuführen in einer
Zeit ohne Zeremonien | um keine Verantwortung zu haben | um allein zu
sein | um auszulöschen, was ICH genannt wird | um zusehen zu können | um
dem Pathos solcher Antworten zu entgehen | um die Rollen zu wechseln |
um Lügen zu verbreiten | um vom Blick einer erfüllten Liebe gestreift zu
werden und vom Blick der Wut | um den Kapitän wieder einmal endgültig
an den Mastbaum zu nageln | um einer Frau unter einem Vorwand und ohne
Folgen in die Wäsche greifen zu können | um herauszufinden, wer das Kind
erschossen hat, das schrie: Der Kaiser ist nackt | um zu schrein: Der
Kaiser ist nackt | um nicht reden zu müssen | um nicht schweigen zu
dürfen | um die Regeln der Schwerkraft außer Kraft zu setzen | um aus
der Welt ein Theater zu machen aus Stein, Holz und Gittern | um drinnen
und draußen zu sein zu gleicher Zeit | um einen Umweg zu finden | um
Täter und Opfer zu sein zu gleicher Zeit | um Mann und Frau zu sein zu
gleicher Zeit | um in diesem endlosen Vorkrieg nicht zu ersticken | um
über einen Sterbenden lachen zu können | um die Geister zu bannen, vor
den Türen und unter dem Tisch: Hilfe ich lebe | um diese krachende
Stille nicht aushalten zu müssen | um herauszufinden, wie lange einer
ausgehalten wird von Leuten, die sich genausowenig für ihn interessieren
wie für sich selbst | um nicht angestellt zu sein | um vergessen zu
werden | um die Frage überflüssig zu machen: Warum spielen | Um zu
spielen |
(Thomas Brasch)
Nach der Lesung wird durch Thomas Bille noch ein Interview mit den beiden angeschlossen, in dem sie noch etwas zu ihrem persönlichen Verhältnis zu Thomas Brasch erzählen und betonen, dass es ihnen wichtig ist, sein literarisches Erbe am Leben zu erhalten.
Alles im Allen ein wunderschöner und gelungener Abend, der Lust darauf macht, mal wieder etwas von Thomas Brasch zu lesen und ihn vielleicht dabei auch neu zu entdecken.
Noch ein Tipp für alle, die gerne mehr hören wollen:
"Ist es die hohe Kunst des Nichtstuns, die Herrn Jensen treibt, oder verfolgt er nicht doch einen geheimen Plan? Als Briefträger schiebt er tagtäglich beinah liebevoll Post in die Schlitze der Kästen. Eines Tages freigestellt, verläßt er seine Wohnung immer seltener. - Nicht das Alltägliche, nicht der Wahnsinn interessieren Jacob Hein, es ist der schmale Grat dazwischen. Seine kurze Geschichte von Herrn Jensen lotet mit großer Konsequenz die Tragik eines wunderlichen Lebens ebenso aus wie dessen unerhörte Komik."
»Ein Roman, dem es an Sachlichkeit, Aktualität und Wahrheit ebenso wenig mangelt wie an gekonnt inszenierter Komik, die der Autor mit einem finalen Erschrecken zu versieglen weiß.«
Die Zeit
Details:
Taschenbuch: 144 Seiten Verlag: Piper Taschenbuch; Auflage: 6 (Dezember 2007) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3492250769 ISBN-13: 978-3492250764
Größe und/oder Gewicht:
18,8 x 12 x 1,4 cm
Eigene Meinung:
Als Herr Jensen nach 10 Jahren völlig überraschend seine Arbeit bei der Post verliert, die er schon seit seiner Schülerzeit ausübt, beginnt er sein Leben komplett umzustellen. Zunächst freut er sich über die viele freie Zeit, die er nur auf einmal hat, aber je länger er in seiner Wohnung sitzt, desto wunderlicher wird er. Da er kaum soziale Kontakte hat, die er pflegt,verlässt er die Wohnung nur noch zum Einkaufen. Zu Beginn des Romans geht er noch auf Feiern seiner ehemaligen Kollegen, aber das stellt er bald ein, da er zu ihnen keinen echten Zugang findet.
Auch um eine neue Arbeit findet er nicht. Zu einer Schulungsmaßnahme wird er zwar geschickt, die er auch abschließt, aber er verliert immer mehr den Bezug zur Realität. Er widmet sich dann eingehenden Studien des Talkshowsprogamms, was er aber ganz plötzlich einstellt und seinen Fernseher abschafft. Auch Zeitungen und Radio verweigert Herrn Jensen fortan komplett, wodurch er sich - nach seiner Meinung - ganz der Natur widmen kann. Leider schweigt auch die Natur, was Herrn Jensen komplett aus seinen Theorien wirft. Je weiter seine Eigelung fortschreitet, desto weiter entfernt er sich von der Welt - er montiert seinen Briefkasten ab, weil er ihn in "seiner" Welt mit seinen Schreiben stört. Als er dann von einer Seelsorgerin bekommt, weil sich die Menschen in seiner Umgebung doch Gedanken um seinen Zustand machen, nimmt er seinen Namen vom Klingelschild und mit diesem Moment endet auch der Roman.
Der Schreibstil von Jacob Hein ist schlicht und sehr gleichmäßig, wenn man auch manchmal die Handlung als etwas naiv ansehen kann. Die Sprache ist knapp und simpel gehalten, ähnlich wie der Herzschlag des Hauptakteurs. Es gibt keine besonderen sprachlichen Auffälligkeiten, wodurch sich der Roman leicht lesen lässt.
Der Ausstieg von Herrn Jensen aus der Gesellschaft ist praktisch ein Ausstieg vom sozialen Leben. Man könnte Herrn Jensen als modernen Robinson Crusoe ansehen, der an seinem eigenen Leben strandet. Er igelt sich immer mehr ein und verzweifelt schließlich komplett an seiner Situation, die sich auch - über den Roman hinausgehend mal angenommen - nicht ändern wird.
Fazit:
Der Roman setzt sich intensiv mit dem Thema des sozialen Abstiegs auseinander.
Jedoch finde ich den Titel etwas unpassend, weil ich den "Ausstieg" eher als Einigeln ansehe und auch das Gefühl während des Lebens nicht los wurde, das sich dieser Ausstieg eher als Konseqenz der Lage ergibt als freiwillig gewählt ist. Der Roman ist eher eine Pyschoanalyse eines gesellschaftlichen Aussenseiters, der auch kein Interesse am sozialen Leben hat.
Für alle, die die Aktion teilen
wollen, hier noch einmal der aktuelle Infotext mit allen richtigen Links
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Blog den Welttag des Buches - Blogger schenken Lesefreude!
Wir Buch-Blogger sind Botschafter in Sachen Lesefreude
und deswegen ist der Welttag des Buches unser Tag! An diesem besonderen
Feiertag wollen wir die Welt mit unserer Begeisterung für Bücher
anstecken. Wir werden bloggen wie die Wilden und wir werden Bücher
verschenken!
Wer kann mitmachen?
Alle buchbegeisterten
Blogger – egal ob Buch-Blog, Autoren-Blog, Alltags-Blog, Tech-Blog und
egal, auf welcher Plattform gebloggt wird. Auch reine Facebook-Fanpages
sind willkommen!
Wie lautet der Plan?
Am 23.4.2013, dem
Welttag des Buches, veröffentlichen alle teilnehmenden Blogger einen
Beitrag, in dem sie ein Buch verlosen. Natürlich sind wir neugierig,
warum ihr euch gerade für dieses Buch entschieden habt! Ist es ein Buch
von einem Lieblingsautor, ein unentdecktes Buchjuwel, ein Buch aus
Kindertagen oder ein Überraschungstitel?
Leser, die diese Bücher gewinnen möchten, kommentieren eure Beiträge. Verlost werden die Bücher am 30. April.
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lieber spät als nie kommt heute meine Lesestatistik für den Januar.
Leider habe ich im Januar durch meine Uniprüfungen nicht besonders viel geschafft, aber was solls.
Der Febuar wird wieder besser. :)
Aber nun zu den Fakten:
Gelesene Bücher:
- Bad Boy Uli: "Wir sehen uns in der Hölle", erschienen im Econ-Verlag, 332 Seiten
(ohne Anhang)
- Nicolas Barreau: "Das Lächeln der Frauen", erschienen im Piper-Verlag, 327 Seiten
(ohne Rezepte)
- Axel Hacke: "Der kleine König Dezember", erschienen im Verlag Antje Kunstmann, 64 Seiten (mit Bildern von Michael Sowa)
Insgeamt waren alle Bücher ganz interessant, vom "Lächeln der Frauen" bin ich kaum losgekommen und "Der kleine König Dezember" hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. "Wir sehen uns in der Hölle" war für meine Vorliebe für Harleys natürlich Pflichtlektüre, aber auch sehr interessant, wie weit die Kreise der Hells Angels inzwischen schon im Untergrund sind.
Der Januar in Zahlen zeigt, dass ich in 31 Tagen insgesamt 723 Seiten gelesen habe,
das heißt im Durchschnitt 23,3 Seiten pro Tag.
Den Schnitt sollte ich im Februar anheben können...
Buchtipp für Januar:
Mein absoluter Favorit war "Das Lächeln der Frauen".
Wer Paris mag und gerne Romane liest, wird dieses Buch lieben. :)
Ausblick:
Im Januar habe ich noch das Buch "Sommerlügen" von Berhard Schlink begonnen.
Da es sich dabei um Kurzgeschichten handelt, bildet ich mir mein Urteil erst nach dem Lesen.