Donnerstag, 10. Oktober 2013

Lisa Müller - Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich! ~ Mein Leben als minderjährige Prostituierte in Deutschland

Beschreibung auf dem Buchrücken:
Warum entscheidet sich eine junge Frau im Alter von 14 Jahren freiwillig und ohne jeden Zwang dazu, Sex für Geld anzubieten und sich zahlende Freier zu suchen?

Sie tut es nie unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen, und auch nicht, um Geld für Drogen zu verdienen. Sie verdient viel Geld, und sie tut es selbstbestimmt und ohne einen Zuhälter. Doch was geschieht mit ihr und ihrer Psyche in den kommenden Jahren, und wie schafft sie es, mit 18 Jahren auszusteigen - gerade noch rechtzeitig, wie sie später sagt?

Lisa Müller, eine ganz normale junge Frau aus Deutschland, hat dieses Leben gelebt. Sie sagt, dass ihr Werdegang gar nicht so unnormal ist, auch wenn nicht viele schon mit 14 beginnen: "Sie können mir glauben, dass es mehr von meiner Sorte gibt, als Sie sich denken wollen. Sex für Geld ist normal geworden, aber ich bin froh, dass ich den Ausstieg geschafft habe."

Buchtrailer vom Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag:

Pressestimmen zu dem Buch:
Mit 14 ging Lisa das erste Mal auf den Strich freiwillig, weil das schnelle Geld lockte. Beim ersten Kunden war Lisa noch nervös, stumpfte aber ab. Ihre Erlebnisse als junge Prostituierte hat Lisa in dem gerade erschienenen Buch Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich! niedergeschrieben. Als eindringliche Warnung versteht Lisa ihr Buch. Die mittlerweile 20-Jährige hofft, so vielen jungen Mädchen helfen zu können, nicht den gleichen Fehler zu machen wie sie. (RTL Explosiv)

Lisa Müller arbeitete freiwillig als minderjährige Hure und zerbrach fast. Lisa hat ein Buch geschrieben: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich. Es ist die autobiografische Geschichte eines Teenagers aus dem 7200-Seelen-Ort Illingen im Schwäbischen, die Geschichte eines Mädchens, das sich mit 14 Jahren freiwillig für die Prostitution entscheidet und mit 18 beschließt, wieder auszusteigen. Hilfe für ihren Aussteig nimmt sie nicht in Anspruch: Ihr Buch wird zur Selbsttherapie. Nach Wochen der Lähmung, nur unterbrochen vom Schreiben einzelner Kapitel, fängt sie wieder an zu arbeiten in einer Bäckerei. Heute ist sie in einem Büro angestellt. Im Sommer möchte sie auf der Abendschule ihren Realschulabschluss und das Abitur nachholen. Ihr Traum: ein Psychologiestudium. (TZ-München)

Als Schülerin bot sie ihren Körper an. Sie verdiente ein Vermögen und zerbrach fast. Mit 14 Jahren bot sie sich als Lolita-Hure Xenia auf Erotik-Portalen im Internet an. Ehemänner und Familienväter überhäuften die Schülerin aus der schwäbischen Provinz mit Anfragen. Mit 18 Jahren stieg Lisa Müller (20) aus und schrieb ein Buch über ihre Zeit als Teenager-Prostituierte. (Berliner Kurier)

Details:
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf (12. März 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3862652386
ISBN-13: 978-3862652389
Größe: 18,8 x 12,4 x 2,6 cm 

Eigene Meinung:
Zuerst stach mir das Cover des Buches ins Auge. Lisa Müller, eine hübsche junge Frau, die modeln könnte und gleichzeitig die Autorin des Buches, blickt einem entgegen und man wird neugierig, was einem ihr Blick sagen will. Mich hat das Cover irgendwie angesprochen, weswegen ich auch das Buch gekauft habe.

Der Titel fasst das Buch eigentlich sehr gut zusammen, genau das verwirrt mich etwas. Irgendwie konnte ich dem Buch die gesamte Story nicht so richtig abnehmen, aber ich kann nicht genau sagen, warum nicht. Auf mich wirkt die Geschichte irgendwie zu emotionslos, was aber auch daran liegen kann, dass Lisa Müller für sich selber immer noch nicht ganz mit ihrer Jugend abgeschlossen hat und es deswegen so emtionallos auf den Leser wirkt.

Die Geschichte von Lisa ist schon sehr tragisch und auch - sofern alles wahr ist - eine große seelische Last, aber es gibt an vielen Punkten Momente, in denen ich mir dachte, das kann jetzt nicht wahr sein. Ich möchte jetzt nicht zu viel aus dem Buch vorwegnehmen, aber ich möchte es an einem Beispiel veranschaulichen:
Lisa spielt den Lockvogel bei einem schweren Raubüberfall. Doch es taucht danach nicht etwa ein Jugendamt auf - immerhin hatte sie deswegen eine Anzeige am Hals, aber irgendwie kommt von behördlicher Seite nie irgendetwas. Auch bleibt diese Anzeige später unerwähnt, man kann also nicht sagen, was daraus geworden ist.
Aber nicht nur in solchen Momenten habe ich gezweifelt, da gab es noch einige andere, die mich ins Grübeln brachten und die dadurch unglaubwürdig auf mich wirkten.

Gleicheitig gibt es aber auch wieder Momente, in dene ich wahnsinnig mit Lisa mitgefühlt habe. So zum Beispiel, als ihr Vater starb und sie sich nicht mehr aussöhnen konnte. Da war ihr Schreiben auch ganz anders - irgendwie sehr nah an einem Selber.

Der Schreibstil von Lisa Müller ist zwar flüssig, aber manchmal springt sie etwas innerhalb der kurzen Teilabschnitte hin und her und das verwirrt manchmal etwas. Stilistisch kann man nicht von der hohen Kunst reden, aber es isthalbwegs lesbar.
Sie schreibt aus der Ich-Perspektive, was für sie vielleicht einfach für die Umsetzung war und dem Leser auch eine besseren Eindruck in das Seelenleben von ihr verschafft. Dadurch kann man auch ihre Brüche und Gedanken viel besser verfolgen.

Mich spricht auch die Gestaltung des Buches nicht besonders an, weil der Lesefluss immer wieder durch einseitige oder doppelseitige Bilder von Lisa Müller mit Zitaten von der vorhergehenden Seiten, unterbrochen wird. Leider sind die Brüche auch teilweise so unglücklich gelegt, dass Sätze, die auf die nächste Seite übergehen, unterbrochen werden. 
Diese Fotos wirken auch sehr professionell, dass ich den Eindruck bekam, dass sich Lisa Müller dadurch etwas mehr in Szene setzen will. Mich sprach diese Art der Gestaltung leider überhaupt nicht an, auch wenn es teilweise wirklich sehr schöne Fotos waren. 

Fazit:
 Das Buch lässt mich ziemlich zerrissen zurück. Ich kann nicht sagen, ob es Wahrheit oder Fiktion ist oder ob es einfach dazwischen irgendwo liegt. Nur hätte ich etwas anderes erwartet und die Momente, in denen es unglaubwürdig wird, verstärken meine Zweifel nur noch mehr. 
Sehr schade, weil die Thematik in Deutschland mehr aufgegriffen werden müsste, nur ich glaube, da gibt es bessere Wege als dieses Buch.

Dafür gibt es 3 Rosen:

6 Kommentare:

  1. Huhu,

    das ist wirklich ein brisantes aber auch aktuelles Thema. Ich kann deine Kritikpunkte absolut nachvollziehen. Sicherlich kann man die Umsetzung eines solchen Vorhabens anders angehen oder verbessern, aber ich bewundere immer wieder Leute, die den Mut haben solche Geschichten zu Papier zu bringen. Ich finde das wichtig!
    Wenn da natürlich Fiktion mit reinspielen sollte, dann ist das echt schade. Das braucht in dem Zusammenhang sicherlich keiner.

    LG
    Anja

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    1. Liebe Anja!
      Natürlich ist es wichtig, solche Themen auf den Tosch zu bringen, aber leider eben nicht in der Art und Weise, dass der Leser wirklich denkt, es ist nur so niedergeschrieben und nicht wirklich erlebt.
      Alles Liebe,
      Katja

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  2. Vielen Dank für die Rezension. Ich lese sehr viel aus diesem Bereich, weil ich einfach der Meinung bin, das Thema ist so wichtig, dass man es immer und überall ansprechen muss - Hauptsache, man sieht nicht weg.
    Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir die Biografie aus dem Milieu emotional sehr zusetzen und ich mittlerweile schon sehr lange nachdenke, ob ich ein bestimmtes Buch lesen muss oder nicht. Bei diesem hier war ich mir nicht sicher. Dank deiner Rezension bin ich aber der Meinung, nein, ich muss es nicht lesen. Es gibt bessere zu diesem Thema.
    Deswegen vielen Dank für die Rezi! Liebe Grüße, Iris

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    1. Hallo Iris!
      Natürlich ist Wegsehen gar keine Option, gerade weil das Thema wirklich wichtig ist, aber ich würde wirklich sagen, da gibt es bessere Bücher zu dem Thema als dieses. Gerade, weil man eben immer so das Gefühl hat, da passen verschiedene Sachen einfach nicht zusammen.
      Alles Liebe,
      Katja

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  3. Meiner Meinung nach ist das sowieso kompletter Schwachsinn. Wenn du RTL guckst, grade nachts, zeigen die ja andauernd Reportagen und Berichte über Prostituierte, die ihren Job angeblich gerne machen, und sich übers Geld freuen. Das ist doch Quatsch. Schau dir doch mal die Typen an, die ins Bordell gehen (oder noch schlimmer, auf den Straßenstrich). Die sind alt, die sind hässlich, die sind eklig, die stinken, die haben Grätze. Nicht alle, aber ich wette, da sind jede Nacht welche dabei, die sich schon seit einer Woche oder länger weder gewaschen noch die Zähne geputzt haben. Dazu noch sturzbesoffen, mindestens 80 Jahre alt und von deren Niveau brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Dann kommt noch dazu, dass ständig irgendwas passiert, Misshandlungen und so weiter, aber auch Morde. Und dann kommt RTL daher und erzählt uns das Märchen, die Frauen würden das freiwillig tun. Wers glaubt.

    Ich schätze mal stark, dass sich das einfach gut verkauft. Da sind einerseits die Art Männer, die zwar schon ins Puff gehen, aber ansonsten einigermaßen normal ticken. Die wollen natürlich ihr Gewissen beruhigen und dafür ist es essentiell, dass sie denken, die Frauen würden das "gerne" tun. Und dann kommen noch die Leute dazu, die einfach sensationsgierig sind und die das gerne schauen/lesen, weil das so weit von ihrer Lebensrealität weg ist und sie schlicht neugierig sind. Da kommt noch der Kitzel des Tabubruches dazu. Und damit haben wir einen ganzen Rattenschweif an Journalisten, Fernsehsendern und Verlagen, die gutes Geld damit machen, solchen Schwachsinn zu verzapfen.

    Irgendwo im Internet gibts Statistiken von Frauenorganisationen, die sicher näher an der Realität sind als sowas, und die besagen, dass die allerallermeisten Prostituierten Zwangsprostituierte sind. Dann kommen noch die dazu, die sich ihren Drogenkonsum finanzieren müssen, die, die vom Ehemann anschaffen geschickt werden, die, die auf der Straße leben und die, die vorher schon so kaputt waren, dass sie nicht in der Lage sind, ein normales Leben zu führen, und dann in das Millieu reinrutschen (schwierige Verhältnisse im Elternhaus, sexueller Missbrauch, Abhauen von zu Hause etc.pp.)

    Mich ärgern diese Verherrlichungen dann nur immer o.Ô

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    1. Ja, das Thema ist wirklich schwierig, gerade deswegen habe ich ja das Buch gelesen, aber leider bleiben da diese Zweifel und gerade das sollte eben nicht sein.
      Ich kann deine Verärgerung verstehen, Verherrlichung ist da wirklich unangebracht.

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Schön, das Du hier bist!
Über Deine Kommis freue ich mich natürlich sehr. Schreib doch einfach was Dir auf der Seele brennt.
Alles Liebe,
Katja
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